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AutorenbildAnastasia Jovanovic

Social Media und wie viel Ich zu mir stehen darf

Seit ich angefangen habe zu modeln studiere ich auch Medizin.

Das war für mich immer irgendwie schwierig unter einen Hut zu bekommen.

Als Model zählt man mittlerweile auf Social Media: man verdient dort, man präsentiert sich dort.

Auf der anderen Seite werde ich irgendwann mal Patienten behandeln und als „seriös“ wahrgenommen werden.

Viele Kommentare habe ich bekommen die mich als Frau und Ärztin sexualisieren und meine Arbeit als Model scheint für viele eine Legitimierung dafür zu sein.



„How you attract me towards yourself. It might be your passion of doctor.“

„Hey don’t show your boobs I have an opinion on you.“

„As a doctor to a medical student, why do you think patients want and are extended strict privacy when their bodies are examined?“

„Doctor please help me I‘m sick.“

„Hottest doctor I have seen.“

„I want to get sick to get treated by you.“

„I would love to be in the hospital with you as my nurse!.“

„I wanna be patient please.“

„I got heart beat fast from looking u… what can I do? CPR please.“

„Schau dir mal Urologie an. *devil smiley*“




Frauen können also keine machtvollen oder angesehenen Berufe ausüben um nicht dafür auf eine Frau reduziert zu werden die dem Mann wieder nur Lust geben kann.

Ob ich kompetent bin oder ob meine Kompetenz unabhängig von meinem Aussehen ist steht nicht zur Frage.

Ich denke aber auch dass das an der sexualisierung bestimmter Berufsgruppen liegt. Genau so wie: Oh du bist Polizistin? Leg mir Handschellen an.


Wenn Menschen die mir nahe stehen sowas äußern weiß ich woher es kommt. Wenn Fremde so mit mir reden wird mein Beruf zum Fetisch und mein Können zur Sexkunst.

Außerdem gibt es genug wirklich Kranke und sich dann krank zu wünschen nur um einmal in seinem Leben angefasst zu werden ist rücksichtslos und - worauf die Grammatik der Texte auch schon hinweist - unterbelichtet.


Modeln ist immer noch kein respektierter Job.

In der Schule hat mir mal ein Mitschüler gesagt, dass sein Vater der Ansicht wäre, dass Modeln wie Prostitution sei weil man ja seinen Körper verkaufe. Schauspielerei auch? Deren Werkzeug ist auch der Körper.


Weil Modeln ein Job ist in dem Frauen mehr verdienen als Männer und auch mehr Ansehen erlangen als Männer (welche männlichen Models kennen wir vs welche bzw. wie viele weibliche?) muss man also die Kernessenz der Tätigkeit auseinander nehmen und einseitig - und zwar männlich betrachten.

Frau will gut aussehen - für mich. Dadurch validiere ich sie in diesem Beruf. Ob es etwas mit Fertigkeiten zu tun hat oder nicht ist unwichtig - aber auch ein anderes Fass was ich hiermit aufmachen würde.


In mir herrscht also von Anfang an ein Zwiespalt zwischen Darstellung und Ernsthaftigkeit.

Mit der Zeit habe ich mich aber dazu entschlossen, dass der Zwiespalt durch die patriarchale Gesellschaft entsteht und ich mich dieser nur unterordnen würde wenn ich parieren würde.


Natürlich stellt sich mir die Frage: ab wann sollte man eine Grenze ziehen? Jeder hat eine andere Auffassung von Ästhetik und auch meine Bilder wurden von (mMn. Nicht Beurteilungsfähigen) als unästhetisch bezeichnet. Ich würde nie pornografische Inhalte zeigen aber dann richte ich auch wieder über die Richtigkeit und Seriösität dieser Branche und wo fängt Pornografie überhaupt an? Und wieso ist pornografische Darstellung sowieso ein solches Tabu? Jeder konsumiert irgendwann in seinem Leben Pornos. Würde man diese Menschen in echt treffen - hätte man dann ein Recht darauf „auch mal ran zu kommen“ weil diese Menschen Geld damit verdienen? Dafür gibt es Prostitution - ein Beruf der die Lust im Zentrum hat und hoffentlich freiwillig durchgeführt wird um genau dieses Bedürfnis zu stillen.


(Wenn ich hier noch eine Theorie einwerfen darf (ist ja mein Blog) denke ich, dass all diese Feindlichkeiten sowieso aus einem Mangel an Liebe entstehen und wenn jeder Mensch genug Liebe für sich selbst in seinem Leben und von anderen für sich verspürt, würde niemand mehr andere hassen wollen - und ich sage bewusst wollen weil es immer eine Entscheidung ist und Diskriminierung am Ende Hass ist.)


Für mich steht klar: es kommt darauf an wozu ich auffordere.

Mit Bildern die im Rahmen von Kunst, Arbeit und Darstellung zustande gekommen sind, gibt es keinen Aufruf zu Handlung.

Ich bitte niemanden mich zu beurteilen, mich zu wollen oder letztendlich zu haben.

Ich rufe niemanden zum Handeln auf. Das reagieren hingegen kann sehr unterschiedlich sein und es gibt auch super schöne Bemerkungen, auch von Frauen (die ich besonders schätze), die angebracht (positiv oder negativ) sind und mich nicht zum Objekt machen.


Auffallend ist weiterhin, dass egal ob ich ein Bild von mir in Unterwäsche auf einem Shoot oder in Kasack aus der Klinik poste - ich werde sexualisiert. Mal heftiger mal weniger aber dennoch sexualisiert.


Wenn ich auf Nachrichten eingehe bekomme ich oft folgende Antwort:

„Why do you only focus on the negative?“

„Don’t pay attention to these idiots, they’re not worth your time.“

„Why are you so serious?“ oder „Why do you take what I say so serious?“

„Why do you hate men?“


Und obwohl diese Fragestellungen wahrscheinlich gut gemeint und protektiv (oder eben wieder patriarchalisch) gemeint sind, verfehlen sie vollkommen das Ziel und tragen sogar nur noch mehr zur Tragik bei.

Schnell wird radikalisiert und somit ausgegrenzt und ein Dialog ist nicht mehr möglich.

Sich gegen Diskriminierung auszusprechen entspricht nicht Männerhass.

Sich auszudrücken und aufzuzeigen was falsch ist ist keine Bitterkeit.

Für seine Gleichberechtigung einzustehen bedeutet keine Maskulinisierung.

Und wenn man Dinge schreibt die am Ende nicht ernst genommen werden sollen (was eigentlich ein kläglicher Versuch ist sein Fehlverhalten herunterzuspielen) dann sollte man doch eigentlich dem Gegenüber einen Gefallen tun es erst gar nicht erst äußern, oder?

Es schwächt ausserdem das Argument ab welches mich kritisiert hat als „ ach das ist doch gar nicht so schlimm, ignorier es einfach, es ist eigentlich kein echtes Problem!“ Aber das ist es.



Also habe ich für mich entschieden, dass ich mich darstelle wie ich es für angemessen finde.

Meine zukünftigen Patienten werden nicht darunter leiden, dass sie mich in Unterwäsche auf Bildern oder nackt am FKK Strand sehen (theoretisch für mich noch viel schlimmer weil es hier ein privates Treffen ist und Modeln immer noch hinter der Maske der Verkörperung steht).


Meine kognitiven Kapazitäten können nicht infrage gestellt werden, nur weil ich beruflich noch diversifizierter bin. Weil ich eine künstlerische Seite auslebe und zu dieser stehe. Wie schade wäre es, wenn ich mich dafür schämen müsste wenn es eine Welt gibt in der diese Form des Ausdrucks angesehen wird.


Das Problem des Internets ist es, dass theoretisch alle Menschen Zugang dazu haben - auch diese, die keine Bildung genießen können, deren Kultur die Befreiung der Frau unterdrückt und wo Gesellschaft profitiert auf Kosten von Schwächeren.

Meistens sind dies auch die Menschen mit denen ich diskutiere und ich weiß, dass dieser Kampf einer ist den man nicht alleine bezwingen kann.


Aber wenn niemand in dem Umfeld dieser Menschen auch nur ein Wort sagt, wenn ihre Realität nie auch nur für eine Sekunde in Frage gestellt wird, dann wird sich auch nie wirklich etwas ändern.

Ich habe genug Energie und Kraft um auf alle Zeit Widerstand zu leisten.

Nicht mit dem Ziel, dass ich es bin, die der Frauenfeindlichkeit (auch existent unter Frauen) ein Ende bereitet aber mit dem Ziel, dass ich das ein oder andere Gehirn rütteln kann und Ansichten herausfordern kann.

Mit dem Ziel, dass andere Frauen von mir Kraft nehmen selbst in einer solchen Situation etwas zu sagen, ohne Angst davor als männlich, unfeminin, dominant, zickig, schwierig oder hysterisch abgestempelt zu werden und sich nicht von anderen in die Tasten gehauenen Worte fertig machen lassen und ihren Selbstwert daran festmachen.



Ultimativ denke ich, dass eine Etiquette im Internet notwendig ist und, dass Kommunikation sowieso das schwierigste ist was wir uns haben einfallen lassen.

Aber ich werde immer bemüht sein respektvoll mit anderen Menschen umzugehen egal wie sehr ihre Vorstellungen von meinen abweichen, einen Raum zu kreieren in dem man sich austauschen und lernen sowie Fehler zugeben kann und auch selbst dazu zu lernen.


Was sind deine Gedanken zum Thema?

Ich hoffe ich konnte verständlich machen wofür ich stehe - und dass ich voll dazu stehe 🥰


Xx

Ana

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